Terrakottaköpfe Rathaus von Grabung Molkenmarkt
Die beiden Köpfe wurden jüngst am Molkenmarkt ausgegraben. Es sind Originalteile der „Steinernen Chronik“ des Roten Rathauses – und zwar ganz besondere, weil es „verlorene Köpfe“ sind. Der im Weltkrieg zerstörte Fries konnte beim Wiederaufbau nicht originalgetreu rekonstruiert werden, weil hierzu Entwürfe, Zeichnungen und Bilder fehlten. So kommt es bis heute zu Neuentdeckungen vergessener Gesichter und Formen, die einst das Rathaus zierten.
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Köpfe (Baudekor)
Terrakotta
Molkenmarkt, Berlin-Mitte
19. Jh.
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Bei den laufenden archäologischen Untersuchungen am Molkenmarkt in Berlin-Mitte wurden zwei außergewöhnliche Terrakotta-Fragmente geborgen: Köpfe mit menschlichem Antlitz – originale Bauteile der sogenannten „Steinernen Chronik“ am Roten Rathaus. Diese stammen aus dem späten 19. Jahrhundert und gehörten einst zu einem 220 Meter langen, umlaufenden Fries, der zwischen 1877 und 1897 an den Balkonen des 1. Obergeschosses angebracht wurde.
Das Fries, geschaffen von Bildhauern wie Brodwolf, Calandrelli, Geyer und Schweinitz, zeigte in 36 großformatigen Tafeln die Geschichte Berlins von der Stadtgründung bis in die Moderne – mit einem besonderen Schwerpunkt auf das städtische Leben im Mittelalter. Diese Darstellungen, von Handwerk und Handel bis zu Festen und Alltagsszenen, finden sich in bemerkenswerter Weise auch in den aktuellen Grabungsfunden am Molkenmarkt wieder.
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Im März 1945 wurden große Teile der Terrakottatafeln durch Bombenangriffe zerstört. Der Wiederaufbau ab 1951 gestaltete sich schwierig: Entwürfe und Vorlagen fehlten, vieles musste anhand privater Fotos rekonstruiert oder frei ergänzt werden. Viele originale Formen und Gesichter galten als verloren – bis jetzt.
Die beiden nun entdeckten Köpfe sind gleich in doppelter Hinsicht bedeutend: Sie gehören zu den verschollenen Fragmenten, die bei der Rekonstruktion nicht berücksichtigt werden konnten, und einer der Köpfe stellt eine Frau dar – ein Motiv, das im erhaltenen Fries kaum vorkommt.
Dieser Fund wirft ein neues Licht auf die Gestaltung und Ikonografie der „Steinernen Chronik“ und verbindet eindrucksvoll die archäologische Forschung mit der Bau- und Kulturgeschichte Berlins.